Irapuato (alemanez)
Wie es heißt, liegt es im Wesen der Übersetzung selbst, unsichtbar zu sein. Das gilt in der Literatur ebenso, wie in den übrigen Bereichen dieses Berufs. Hier ist nun weder der passende Ort noch Moment, um zu dis-kutieren, ob dem wirklich immer so sein muss. Im Zusammenhang mit der gleichermaßen bedeutenden wie auch schlichten und diskreten Initi-ative, die von EIZIE vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde, sollte man sich diese weit verbreitete Meinung jedoch trotzdem vergegenwär-tigen. Denn dem breiten Publikum ist im Allgemeinen kaum bewusst, was es bedeutet, wenn ein Schriftsteller und seine Übersetzer gemein-sam an einem Text des Autors arbeiten, was hinter diesem Laboratorium steht, was in ihm vorgeht, welchen Nutzen es der Gesellschaft bringt. Auch EIZIE handelt, die Welt in ihrer Gesamtheit vor Augen, lokal. Ein gelungenes Beispiel dafür sind die hier vorliegenden Ergebnisse des 2008 in Donostia veranstalteten Workshops Idazlea itzultzaileen lantegian (Der Schriftsteller in der Übersetzerwerkstatt). Als Ausgangsmaterial lag dabei die Kurzgeschichte Irapuato von Xabier Montoia vor.
SIE solle ein Schwesterchen fur mich bekommen, habe ich Mama gebeten. Sie sah mich ein wenig verwundert an, aber eine Antwort gab sie mir nicht. In ihren Augen bemerkte ich ein Schimmern, das ich gut kenne. Das gleiche, das mir an ihr aufgefallen war, als sie Haritz’ und Oihanes Vater umgebracht hatten. Sie drehte sich zum Fenster. Da wurde mir mulmig.
Nicht weinen, Mami.
Nein, Liebes. Heute nicht. Mach dir keine Sorgen. Zu gerne würde ich ein Schwesterchen für dich bekommen. Papa und ich haben oft darüber gesprochen. Aber solange die bösen Männer um uns herum sind, können wir da nichts machen.
Auch ich war kurz davor zu weinen. Die bösen Männer. Immer werden sie hinter uns her sein. Ihretwegen waren wir hierher gekommen. Ihretwegen werden wir von hier wieder fortgehen mussen.
Auf der anderen Seite des Ozeans gibt es keine bösen Männer, hatten sie mir am Flughafen versprochen. Ich hatte halb geschlafen, aber ich erinnere mich genau.
An jenem Abend hatte Mama mich nach dem Essen nicht zu Bett gebracht. Sie zog mich zum Ausgehen an, setzte mir die rote Mütze auf den Kopf und wickelte den Schal um meinen Hals. Papa stellte das Wohnzimmer mit Koffern und Taschen voll.
Da ist er, sagte er plötzlich vom Fenster aus.
Mich nahm er auf den einen Arm und mit der anderen Hand den riesigen Koffer.
Lass das Licht an, sagte er zu Mama.
Es regnete. Ein Freund von Papa, den ich nicht kannte, kam zu uns und half uns, die Koffer zum Auto zu bringen.
Ist dir kalt?, fragte mich Mama.
Nein.